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// Das Sadistlein. // In Mir.


Es reckt sich mit tiefstem Genuss. Es streckt sich mit Ehrfurcht gebietender Finte. Es schwadroniert mit dunkler Seele, einem Leib, so verkommen, dass eine terrorzerfressene Fratze nicht von Nöten ist. Der Widersacher in mir starrt gebannt von innen auf mich, will mir den Sieg abschwatzen, mir die Schadenfreude entlocken und sich auf der Kosten anderer ein zermürbendes Gefühl geben lassen. Kühler Frust verlässt des Peinigers Körper und verschlingt die umliegenden Errungenschaften meiner. So hitzig wird diskutiert und am Ende gewinnt doch er. Sein Gram verfinstert das Gemüt und spielt in mir wie ein Puppenmeister. Die Marionette gehorcht und tanzt nach seiner Melodie. Räkelt sich qualvoll zum Rhythmus und frönt sich dennoch am eigenen Schmerz. Ist sie sich ihrer Fäden überhaupt bewusst? Ich schaue in die zerklüfteten Nuancen meines Geistes. Grabe tief und berge einen Wortschatz, der mir bisher fremd war. Eine Sprache, die ich nicht von mir kannte und die mich nun vor mir selbst erzittern lässt. Ich frage mich, welches Unheil er bisher angerichtet hat, ohne mein Einvernehmen, ohne meine Beteiligung. Ein stiller Dieb des Wahrnehmbaren und Gauner, der mich despektierlich auf die Außenwelt schauen und wirken lässt. Er lauerte im Schatten, wälzte und suhlte sich im dickflüssigen Nebel der Sinne. Wie der Schalk im Nacken, so verweilt der Wicht ungesehen und fernab meiner Wahrnehmung. Werde zum Genarrten seines sorgsam geplanten Lustspiels mit dem Unbewussten und ergebe mich so still und so heimlich, wie des Meisters Hand an meinen Fäden zerrt.

Der aufgestiegene Mond verfinstert sich jäh. Wolkensilhouetten benetzen ihn mit Schlieren, bedecken ihn teilweise komplett und geben ihm dadurch eine beneidenswerte Dynamik. Das Schauspiel wird mit den warmen Wohlklängen des Streichkonzerts Nocturne No. 20, erdacht von einem polnischen Klavierpädagogen, untermalt. Die Klänge umgarnen die Wölklein, spielen mit ihnen und bitten sie zum nächtlichen Finster-Tanz. Jeder Ton bekommt einen Partner, keine Oktave bleibt alleine. Das Fis mit dem Schleierwölkchen und die Triolen eng umschlungen mit der fluffigsten aller Wolken-Silhouetten. Einen zarten Moment später verstummen die eben noch in Perfektion schimmernden Klangfarben. Aus ist es mit Harmonie und futsch sind die schabernäckischen Liebeleien. Kein Nachklang, nichts. Aus. Was ist passiert?

Mein Unwissen durchschaut er, nutzt es für sich und schlängelt sich weiter, in Herrschaftlichkeit wähnend. Wie grotesk er mich verspottet, zeigt sich meist erst nach vollendeter Tat. Im Epilog seines Theaterstücks komme ich ihm auf die Schliche, auf der letzten Seite des Drehbuchs mache ich meinen Zug. Doch bisher war er beim Umblättern meist der Flinkere. Aus ist es mit der Harmonie und futsch sind die schabernäckischen Liebeleien. Kein Nachklang, nichts. Aus. Der Wille wurde überlistet und zur fremdgesteuerten Willenlosigkeit degradiert. Ich betrachte die zugeschlagenen Seiten der Schande, verweile mit den Blicken kurz darauf, ehe ich zu mir zurück kehre und ehe ich ihm erneut erliege und bei seinem meisterhaften Puppenspiele die Marionettensammlung nur mehr komplettiere.

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