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// Die Sonnenzungen.



100 Kilometer streiche ich nun bereits durchs Land. Blumenwiesen sowie Kornfelder, Kiefern- sowie Buchenwälder säumten bislang die Route. Der Kopf wird freier. The pillow of an honest man is his peace of mind. So ähnlich tönt es doch säuselig motivierend aus den Dächern amerikanischer Motiovationsredner:innen oder ggf. noch aus Veit Lindau’s Hängematte (Shout Out an dieser Stelle, so ganz in der Manier des Herrn Lobrecht.) Die Schmerzen nehmen bisweilen überhand, durchschlagen den frühmorgendlichen Elan. Nun drückt ein peinigender Schatten auf Beine, Füße und Schultern. Es pocht, es brennt, es sticht. Aber will das Land eines Fontanes, Luthers, Kleists, Lasker-Schülers oder Kalekos nicht geschmeidiger durchschritten werden? Die Sonnenzungen lecken infernal über das Land, überziehen es mit einer bräunenden Patina. Das kommt erschwerend zu den fünf Stunden Schlaf hinzu. Zu warm zum Einschlafen, zu drückend die Blasen an den Füßen. Blick auf die Uhr. 0h21. Um 5h45 geht des Weckers Forrest Melody los und küsst die Ohrmuscheln mit einem timbre und einer Klaviermelodie, ganz nach Josh Grobans Oceano #Grobanites! Aber gut..

Die Ährenfelder tanzen im Wind miteinander, touchieren sich beinahe ungewollt. Bleiben im Takt und umschmeicheln sich erneut. Ein wellig-rauschender ¾-Takt erfüllt meine Ohren, während ich in Joris Karl Huysmans‘ Gegen den Strich schmökere. Da steht:


„Er las oder träumte; saugte sich bis zum Anbruch der Nacht voll Einsamkeit; und da er immer über die gleichen Gedanken nachdachte, sammelte sich sein Geist, und seine noch unbestimmten Gedanken wurden stets reifer.“


Vollkommenes Mönchsdasein. Da trifft es sich gut, dass ich in zehn Kilometern vor den Toren Wittenbergs, der Lutherstadt, stehen werde. Die 95 Thesen beschleunigen den Reifungsprozess.

Here’s to hoping.. not Johnny.

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