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// Klopapierschwund an Schulen.


Das werden jetzt recht kurze Worte. Eingesammelt, sauber auf den Garn gefriemelt und zu einer Satzkette verhext. Jedes Satzglied der Kette wird bedeutsam sein, keines zu wenig, nicht unnötig viele zu viel. Prägt euch das alles gelehrsam ein und verpasst ja nicht den Höhepunkt oder gar den Schluss (dort wird nämlich nochmal alles zum fertigen Satzgefüge gebunden).

Worum es gehen soll ist einfach:

Schule.

Jenes Gebäude des Zwangs, jene Institution der Unbeugsamen, jene Anstalt der Unflätigkeit. Morgens wankt das junge Volk mürrisch durch die Flure, betritt unachtsam die Klassenräume und veranstaltet eine sorgfältige Zerschlagung der Regeln. Es rennt, keift und furzt so wild es geht und wehe es sitzt bei 3 nicht auf dem Platz, dann eben bei 4 oder 32.

Jeglicher Respekt kam und kommt abhanden, versinkt, leise rieselnd, im weißen Sand der vorangegangenen Jahre. Dunstiges Okkupieren von Plattitüden und Ausflüchten vernebelt all jene Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit, die in den Augustwochen noch versprochen und akzeptiert wurde. Zunichte gemacht von zaudernder Ignoranz und dem menschlichen Makel. Alles Unbeugsame wird deshalb ausgemerzt und ergeht in resilientem Tadel. Die Hierarchie wird weiten Teils ausgeblendet, was zählt sind vor allem herumfliegende Füller und Capital Bra. Seicht untermalt wird die Zirkusmanege mit Klangschalen-Schwingungen und Geschrei beider Parteien. Leutseligkeiten prallen auf Widerworte prallen auf herumfliegende Füller.

Krach.

Geholfen werden kann meist nur der mittleren Schicht einer Klasse. Die Klugen langweilen sich und deren Antipoden malen ihren eigenen Namen in mannigfaltiger Ausführung auf die Tische - meist richtig, selten mit Nachname. Hierzu empfiehlt sich auch: Biedermann und die Brandstifte.

Rund 26 Persönchen umfasst ein Klassenvolk, davon ist ein gewisser Prozentsatz motiviert und der anderer Prozentsatz liegt bei 98%. Ein einziger LehrerIn wird bei diversen Konstellationen wenig bis keinen Erfolg haben, den Großteil zu einem wirklich guten Ergebnis zu befördern. Es springen hie und da Sprosse auf und geben sich redlich Mühe mit ihren Antworten. Fein. Die Buchvorstellungen reichen von Lustigen Taschenbüchern, über die Autobiografie Otto Rehagels bis hin zu Dürrenmatts “Der Richter und sein Henker”.

Jaja, das Bücherlesen; sei es uns noch lange erhalten.

Zwar ist Schullektüre oft eine grauenhafte Plackerei, dennoch finden sich auch hierbei feine Exemplare wertvollen Leseguts. Zudem lassen sich ja auch Bücher außerhalb einer solchen Veranstaltung beschaffen, jedoch ist dieses oft verpönt und so grinst mir das “Ich habe noch nie wirklich ein Buch gelesen” eines 15-Jährigen entgegen. Ich grinse zurück, in der Annahme, dass das ein ganz geistreicher Kommentar um 14h23 sei. Seine Miene verweilt jedoch unleserlich. Gut, dann weiter. Viele Klassen dürfen sich mit zusätzlichen Lehrkräften gut bestückt fühlen. Teilweise knuspern bis zu vier Erwachsenen in den Klassen herum, gewillt, besonders den Antipoden ein wenig vom wohlschmeckenden Genuss des Wissens einzuverleiben. Neulich, und genauer soll es nicht werden, konstituierte ich eine Art Kreativwerkstatt, um dem Jungvolk das freie Schreiben und Denken, anhand der Jonglierkunst mit Worten, wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ein Ausspruch, eines recht lehrsamen Schülers, stieß mir besonders garstig auf:

“Was soll ich denn jetzt machen? Es ist doch Schule, ich bin es nicht gewohnt, so viel Freiheit zu haben und machen zu können, was ich will. Ich brauch eine Note, damit ich arbeiten kann, sonst ist das doch alles umsonst.”

Ich meine deshalb sagen zu wollen, dass der Lernerfolg einer Schultoilette und die SchülerInnen dem Toilettenpapier darin gleichkommen. Einige halten sich an Regeln, bleiben fein säuberlich auf ihren vorgegebenen Positionen, andere liegen abgerollt auf dem Boden herum und verknoten sich, sodass sie das eigentliche Ziel komplett aus den Augen verlieren. Andere Rollen sind zwar komplett und noch aufgerollt, liegen aber im Pissoir und wissen nicht genau, wie sie da hingekommen sind oder wie sie da wieder herauskommen sollen. Vielleicht ist das aber auch alles gar nicht so wild und es sind gerade die verknoteten Querdenker, die später einmal dem freien Denken frönen und sich nicht immer an Strukturen halten und Neues schaffen.

Das Problem ist nur, dass sie so verknotet nicht zu lange auf dem Boden liegen sollten, weil irgendwann wird jemand kommen und daneben pissen und was dann?

Oder sollte man einfach tunlichst erkennen, dass auch auf dem Boden liegendes Toilettenpapier seinen Wert und seinen Nutzen hat? Es aber einfach mal öfter aufgehoben werden muss, also das ordentliche, sich an das Diktat des gesellschaftlichen Konsens Haltende.

Und um jetzt den fleißigen Leser, also dich, noch ein wenig zu unterstützen, vermelde ich, dass jetzt der Schluss kommt:

Die Schultoilette stinkt nach Urin und hätte dringend eine Grundsanierung nötig, wo Toilettenpapier die Chance hat, überall zu liegen, ohne Gefahr zu laufen vollgepisst zu werden.

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