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// Heute bitte keine dummen Fotzen.


Die Fresse in personifizierter Reluktanz und visuell verpönendem Ton. Der Typ Fresse, der dich beim Reden gar nicht erst anschaut, verschmähend zur Seite blickt und trotzdem den Dialog führt. Eine andere Art der Herabwürdigung: Blickkontaktentzug. Kommt direkt nach Auf dem Handy herumtippen und Mitten im Satz jemanden begrüßen und das Gespräch nie wieder aufnehmen. Bei denen man sich mit einem Lächeln vorstellt, schnackt und sie 15 Minuten später entgeistert sind, wieso ich ihren Namen kenne und natürlich höflicherweise nochmal nach meinem fragen. Fotzologie 101, well done. Es wird allerliebst ins Gesicht ejakuliert, um die Sicht auf die Bourgeoisie zu verschleiern. Es handelt sich hier auch nicht um das Schlechte-Tag-Haben-Gesicht, sondern eins, welches aussagt, dass es nur mit Seinesgleichen kommunizieren möchte und jede Person, die andersartig und fotzenunwürdig ist, wird alle 15 Minuten despektierlich nach dem Namen gefragt, um die Herabwürdigung und Nichtigkeit seiner Existenz so deutlich wie möglich zu machen. Unnahbarkeit strahlen sie aus und Süffisanz. Ein vermutlich unreflektierter Schutzmechanismus, der sich im passenden Moment einklinkt und das eben Erlebte ausradiert, da es diesem an irgendetwas gefehlt hat. Zu wenig Prestige, zu wenig Huldigung oder zu wenig Shrimps im Cocktail. Herrje. Oder die Person möchte einfach Abstand zu Fremden halten. Die Vermutung wäre dann valide, wenn sie (le Fotzé) nicht von dem Casting-Director in der Ecke hören würde und dort flötend, trällernd und offenherzig, wie der Patient im OP-Saal, zu ihm hinüber schwebt (unser Gespräch natürlich direkt im mittleren Spannungsbogen unterbrochen). Ihre Pupillen aufgerissen, Lippen errötet und bereit zur Huldigung. Ach, was für ein Schauspiel; ein Unlustspiel im Trauerspiel, wie es Lessing nicht schulklassenunfreundlicher hätte erdichten können. „Unser [Un]Lustspiel bestand aus Verkleidungen und Zauberei. Und Prestige-Haschereien waren die witzigsten derselben.“ Ich nehme noch einen großen Schluck meines Gurkenwässerchens und drehe mich, das Ejakulat aus dem Gesicht wischend, um. Nur um zu merken, dass bei einer, die ich zuvor kennengelernt hatte, die 15 Minuten wieder um sind, sie ihrer Entgeisterung Platz macht und nach meinem Namen fragt, wobei ihr Kopf eigentlich schon auf der Toilette sitzt und gelangweilt weiter swiped.

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