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// Selbstgespräch im 6er-Abteil.


„I’m gonna listen to some Rachmaninoff.“ “Who ist that?” “A dead Russian.” – Charles Bukowski

Der Dialog mit imaginären Mitreisenden scheint einem leeren Zugabteil anzuhängen, wie die werte Grille Jiminy dem Pinocchio. Besonders, wenn man einer Emoji-freien Verständigung entgegen sehnt. Der digitale Kuppler buhlt freudig um meine Anteilnahme. Ich nehme im Anteil – unfreudig, aber es ist 0h00. Anteil im leeren Abteil. Bücher stecken irgendwo im Rucksack und beim Hörbuch liest ja sowieso immer dieselbe Person vor. Ein scheuer Typ, der mit einem zierlichen Typen dem anderen, dickeren Typen was erklärt, wobei der Typ widerwärtig lacht und dabei ekelhaft fett wirkt. Das Pärchen schaut sich an. Entweder würden sie gerne ihre Genitalien an sich reiben oder sich gegenseitig aus dem fahrenden Zug werfen. Die Blicke verraten stumme Geilheit, die sich am dummsinnigen Gewäsch der Typen reibt und beschwerend für ausschweifende Gedanken sorgt. Wäre ja schön, wenn sie mal zu mir hinüber schauen und mich nach etwas Partizipation fragen würden. Mit der Frau wäre ich sofort einverstanden. Der Typ wirkt mir etwas zu lamentierend im Blick, zu unbeständig im Sein und zu männlich für meine Vorlieben. Ich beobachte meinen langsam erhärtenden Penis und frage mich, ob es jemand interessieren würde, wenn ich ihn einfach herausholte, masturbierte und unbemerkt käme. Besser erst mal nicht. Das Hörbuch flimmert seicht im Hintergrund und erzählt mir Diverses. Erzählungen, die ich spannend finde, die mich anwidern und die mich geil machen. Zuvor hörte ich aus Bukowskis Buch: „He had just hammered hell out of Billy Joels young wife and made Billy Joel watch. He’s made Billy Joels wife talk to Billy Joel while he was at it. He made her say: ‘Oh Billy Joel all this turkey neck stuck into me from snatch to throat, I can hardly breathe. Billy Joel save me. No, Billy Joel, don’t save me.’ After Big Bart climaxed, he made Billy Joel wash his parts and then they all went out to a big dinner of ham hocks and limas with brisket.”

Die Lichter ziehen weiter. Die Nacht auch. Die Stimme im Ohr macht weiter. Ich auch. Das Gespräch zwischen den Typen ist jetzt verstummt und es fachsimpeln nur noch zwei von ihnen. Jetzt geht es um Hahnenkämpfe und dass das Wort cock ja auch Schwanz heißt. Wenn zwei Schwänze sich streiten, dann halte ich am besten die Fresse. Weil meistens hat man dann so einen irgendwie doch im Mund, und das muss ja nicht. Ich meine, es ist Montagnacht. Der Fettsack am Fenster ist eingeschlafen und klingt wie ein unangenehm dumpfer, schlecht orchestrierter Chor eines Schlachthof-Theaters. Bereitwillig zeigt mir die Frau des Pärchens jetzt ihre Brüste. Ihr Typ ist eingeschlafen und bekommt das vermutlich alles nicht mit. Sie schaut mich dabei an, kneift sich in die Nippel und leckt sich dabei die Lippen. Faszinierend. Ich würde gerne rüber greifen, weil mein Schwanz jetzt die Hose ausfüllt. Aber ich schaue einfach weiter zu. Sie reibt sich genussvoller und schaut mir dabei auf den Schritt. Ich schaue ihrem Blick nach und hätte einiges an Lust, dass sie mich mit auf die Toilette nimmt. Aber ich bleibe hart und verweile auf meinem Sitz. Wieder schüttelt mich das Hörbuch auf: „Margie was gonna go out with this guy but on the way over to this guy he met another guy in a leather coat and the guy in the leather coat opened the leather coat and showed the other guy his tits. And the other guy went on to Margies and said he couldn’t keep his date, because this guy in the leather coat had shown him his tits and he was gonna fuck this guy.”

Diskret stoße ich dem Typen, ihrem Typen, in die Seite. Er soll aufwachen und es seinem Mädchen machen. Zusammen auf die Toilette oder ähnliches. Das gibt doch nur Ärger wenn ich da jetzt mitgehe. Sie wird gefickt und ich schau weiterhin den Typen zu, wie sie sich über profane Scheiße austauschen. Klingt nach nem fairen Deal. Am Ende hat dann wenigstens eine im Abteil einen Schwanz im Mund oder ähnliches. Ihr Typ schaut verschlafen auf, reibt sich am Hinterkopf und sieht eine der Brüste seines Mädchens heraushängen. Sie schauen sich an und gehen raus. Zwei gehen ficken, einer stellt sich das Ganze vor und bleibt mit seiner Erektion zurück im Abteil. Klingt nach nem fairen Deal. Der Zug durchpflügt die Nacht und rattert an dreckigen Bahnhöfen vorbei, passiert die Besoffenen der Montagnacht. Mit einem Poltern öffnet sich die Abteiltür und die beiden Ficker kommen wieder rein. Beide sehen mehr oder weniger zufrieden aus. Sie mehr als er. Sie hat noch etwas Sperma an der Backe. Ich würde sie gerne darauf hinweisen, aber das überlasse ich ihrem Typen oder dem Fettsack am Fenster, der inzwischen wach geworden ist. Die Lüftung hat seit einer Stunde den Geist aufgegeben und sorgt für eine verfickt beschissene Luft hier drin. W-LAN funktioniert auch nicht. Räudige Scheiße. Ich bin wieder hart in der Hose – dieses Mal kommt es vom Sperma an der Backe. Geilheit jagt mich oft auf den leisesten Pfoten, die klingen, als wären sie von einem Baby-Kätzchen. Das Baby-Kätzchen beißt dann jedoch zu wie ein ausgewachsenes Löwen-Mütterchen. Ihren BH hat das Mädchen seit dem Klo-Abenteuer auch direkt ausgelassen. Besser ist es, so kann ich da noch etwas starren und mir die Dinge denken, die man sich dabei so denkt und die ich in beinahe mit ihr erlebt hab. Klingt nach nem fairen Deal. Die Fahrkarten-Kontrolleurin schiebt die ranzige Türe auf und fragt mich nach dem Ticket. Ich zeige mein Handy vor, sie scannt. Ein Danke und die Schiebetüre knallt wieder zu. Ich blicke mich um. Alle sind weg.

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