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// Ein Wort zum Stück - Rezension.


Das Stück: Dreigroschenoper. | Die Idee: Brecht. | Die Regie: Robert Wilson.

Der Inhalt ist bekannt und auch generell soll es darum hier nicht gehen.

Robert. Herr Wilson. Was ist los mit dir? Und weil ich das Frage (Musik übrigens von Kurt Weil), muss ich mich gleichwohl fragen: Was is los mit mir?

Ein Werk, mein erstes deiner Werke, durfte ich ebenfalls im BE erleben. Endspiel von Samuel Beckett. Es war grauenvoll. Ich habe jede Sekunde verabscheut und dich vermutlich deshalb so sehr gehasst, weil ich wohl zugleich Bewunderung für dich hegte. So verlief es nun gestern wieder. Unwissend trat ich in den Saal, auf deine Bühne und war dir ausgesetzt. Dir und deinem Wahllosen, Leeren, Sound-Effekt-befüllten, Kaltherzigen, Trauerverwaschenen. Ein kurzer Aufklang der Triangel über eine Bewegung gesprenkelt und ich wusste wo ich mich befand. Und hier beginnt die Qual meiner- und das Meisterwerk deinerseits. Ich fühle mich nicht nur geistig, sondern auch körperlich von meinen Alpträumen heimgesucht. Jeder neue Sound-Effekt lässt mich zusammenzucken. Ich hasse jeden und alles. Immer und immer wieder überkommt mich Ekel und Wut. Als würdest du eine Invektive über und ebenso für mich erzählen. Ich atme durch, fasse mir sogar an meinen Kopf, weil ich es physisch nicht mehr ertrage deinem Schaffen zuzuschauen. Hasse mich selber, dass ich nicht einfach aufstehe und den Raum verlasse, dir dein Stück, deine Beleidigung nicht gönne. Dir den Sieg wegnehme. Jedoch: Wenn ich gehe, hast du denn dann nicht gewonnen? Und: Warum muss es denn überhaupt um Gewinnen und Verlieren gehen? Leider fühlt es sich genauso an. Du spielst ein Machtspiel. Wie lange halte ich durch, bis ich einbreche. Die Pause, die rettende Auszeit, kommt nicht. 90 min. verstreichen. 110 min. verstreichen. Nichts. Nur weiteres KlimBim-Brimborium, Scherzgustatorik für die Unterweltfürsten. Leblos kaltes Puppenzupfen und geradlinige Herrschaft über seine Marionetten. Rührt es daher, dass du das Leben nur mimen willst? Wie es ist? Einem Marcel Marceau entsprechend und dessen „Schreie der Stille“ zu nutzen, um die Unbeholfenheit des Menschen abzubilden? Ok, das sehe ich ein. Ich verstehe auch das pantomimische Ende in Endspiel, da Samuel Beckett wohl selbst vom Grand Monsieur der Pantomime dazu inspiriert wurde. Eine 150-Minuten-Vorstellung aus Tönen, Stillen Schreien, mechanischen Bewegungen, Übelkeit verursachende Lichtspielereien verstehe ich dann leider nicht mehr. Muss ich auch nicht.

Viel wichtiger ist noch das Meisterhafte darin zu sehen, also warum ich diese Wut dabei empfand und was es war, dass diese Regung evozierte.

Theater soll provozieren, für Gespräche sorgen und die unterschiedlichsten Gefühle hervorrufen. Das tat es. Auch wenn die Gefühle rein negativer Natur waren. Was hat er, der Wilson Robert, richtiggemacht? Und wie hat er es angestellt? Scheinbar einiges, weil ich sonst nicht, knapp 20 Stunden später, wieder emotional entrüstet reagiere, denke ich nur an die Vorstellung gestern. Dieser Gräuel. Und dann hatte auch noch die S-Bahn Verspätung!

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