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// Fragmente (2008-2018) – Teil Fünf.


Fünfzehn

Es trug sich zu, in einer Welt in der es Furcht, Angst und ja sogar Zorn nicht gab. Eine Welt, frei von zerschlagenen Menschen. Sie wurde von 35 Sternen, Monden und Teebeuteln umkreist. Eine Welt, in der Handtücher, in Form von Kaffeetassen regierten und mich in eine fantastische Utopie der Schönheit entführten. Ich schwamm mit den Delphinen der Lüfte, kämpfte mich durch mit Äpfel behangene Orangenbäume zu einer Schlucht hindurch, in der es zwar hinab ging, aber man im Abgrund, tief unten, ein Bett aus Wolken sah. Ein Meer aus schneeweisen Flocken, die nur dazu einluden sich fallen zu lassen. Ich schloss die Augen und folgte der Melodie des Falls. Beim Öffnen standen fünf Gestalten vor mir, eine erhabener als die Andere. Das Einhorn, mit drei glänzenden Schweifen am Rücken. Die Fee, mit ihren Locken aus Gold und dem Lächeln, erfüllt mit einer nie zuvor wahrgenommenen Harmonie. Der Mönch, dessen Gesicht nicht zu sehen war, jedoch vor unglaublicher Weisheit strahlte. Der Zentaur, eine Figur voller Zauber, Augen aus Glas und Tränen aus Regenbogenstaub. Den Schluss machte die siebenbärtige Medusa, die mich mit engelsgleichem Blick anschaute und mir ihre Hand reichte. Auch ich streckte meine aus, im Begriff einen wahren Funkenregen aus Emotionen, Schicksal und Fantasie zu erfahren...TO BE CONTINUED...

Sechzehn

Mit dem Reisewetter in Paris hatte ich Glück. Vielen teils stolperte ich über herumliegende Bonmots, ausgewachsene laissez-faires und lakonischen Ohlálás. Die Kunst, sich hier nicht im Umstand einer Umstandslosigkeit zu verlieren, schien nicht zu knapp bemessen worden zu sein. Da kam mir auch der Clochard, der mit einem edlen je ne sais quoi am Rest seiner Gauloises zog, recht unbekümmert vor. Jetzt brauchte ich aber erstmal etwas zu essen. Ausgerüstet mit einem Französisch, dass jeder Ungare als „grotesk“ bezeichnen würde, wandelte ich in die nächste Boulangerie hinein. Den Satz immer wieder leise vor mich hinmurmelnd war ich davon überzeugt, dass diese Bestellung endlich auf Französisch sein wird. Als ich dann endlich dran war, schaut mich die brünette Frau an, ich schaute dümmlich zurück, dann auf das Baguette hinter ihr. Ich zeigte, wartete und nickte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Sie reichte mir das Baguette, ich nickte erneut, anerkennend und sagte bestimmend: „thanks“.

Sechzehn Punkt Eins

Zum Abschied sollen auch noch ein paar Worte fallen, die unsere Zusammenkunft beschließen und dabei ein Hauch der Sehnsucht an unsere Begegnungen umherwabert: Zu einem gegebenen Anlassen treffen wir uns bei bunt herabfallendem Herbstlaub auf dem Place des Vosges, sous le ciel de Paris, unter der Zypresse links, rauchen gemeinsam ein wenig zimtiges Palo Santo, lauschen dem Clochard beim Pfeifen von „Je ne regrette rien“ und diskutieren dabei die Asymptoten des Lebens. Sei wohl, sei harmonisch, sei du.

Nun aber vibriert im Kopf das steppenwolf’sche Kind, die Gesamtheit von Chopins Nocturnes und Bachs Suiten klingen am Neo Cortex wider und erhellen die Visionen des Ungewissen. Der Schabernack in mir ruft nach Abenteuer und leuchtet mit einer figurativen Fackel den Weg.

[Exzerpt aus meiner Abschieds-Mail, für eine ehemalige Kollegin]

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