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// Parliere nicht im oratio obliqua, konstatiert der poeta doctus - Quarktörtchen und Espresso.


Direkt mit einem süffisanten Titel beginnen und den Leser dadurch zur literarischen Bourgeoisie zu zählen oder ihn direkt anzuprangern und in den Limbus aller personas non gratas hinab zu werfen. Wohlig wird’s mir dabei, Sapperlot. Keine Sorge. Der Text wird, trotz seiner hybrischen Überschrift, am Inhalt scheitern und dich, genussvollen oder verabscheuungswürdigen Lesewicht, eventuell schon im nächsten Paragraphen verlieren. Was dann bedeutet, dass du Dinglicheres zu tun hast, als einem Kesselgulasch aus Wortwichsereien und inkohärentem Tobak zu lauschen oder, und das soll die Überschrift suggerieren, du verbindest Lesen eher mit einer erlesenen Auslese an qualvollen Schmerzempfindungen im oberen Temporallappen.

Für all diejenigen, die hier weder “Hä?”, noch “Fick dich!”, noch “Çık!” denken: Willkommen zum Text.

Textart: Regnerischer Café-Haus-Chanson

Hineingeschlüpft in ein Zuckerstück, ein olfaktorisch-liebliches Kaffeebehälterchen, in dem man sitzen kann. Schlummern darf, was schlummern soll. Die Silbenjagd eines Samstags, der mich sonntäglich begrüßt und sonnengefüllte Regentropfen schickt.

Selbstgestrickte Stulpen zieren die Teegläser und sowieso schmeckt die Indisponibilität hervorragend zum Zwetschgenkompott. Literweise Musik bildet stetig kleine Pfützen im Kopf und zerfließt zu einem auralen Rinnsal. Nehme ich. Zimtschnecken und marmorierte Gerüche. Espresso-Omlette, Grüntee-Birne, Baisser-Quiche und bemooste Rosinenhäubchen, die hie und da einem Hagebuttenstrauß Platz machen müssen. Der Gorgonzola läuft, gemeinsam mit dem Brie und der kleinen Lea vom Nachbartisch, langsam und artig davon. Eine Käseglocke macht Bauchübungen und im Ahornsirup-Flacon streiten sich diverse Krumen um den besten Platz fürs Absetzen. Ein Baby wird gestillt, während dessen Mami isst und ich ebenfalls ein Buch lese. Alimentation générale nennt man das; ganz sicher. Zumindest ich, hier und jetzt. Wer das für falsch erachtet hat Recht und sollte sich mit diesem Wissen direkt in einem Teich versenken. Dann gibt es bald auch noch ein gefundenes Fressen für die Medien und wir erschaffen dadurch ein herrliches Portfolio an Plastizitäten der Nahrungsmittelaufnahme. Vielleicht wäre das sogar ein fabelhafter Kontext für diesen Text und und er wird damit inhaltlich doch nicht ganz so träge wie erhofft. Eventuell etwas salzig oder bitte im Abgang - das mit dem sich selbst im Teich ertränken. Herbes Bouquet und zauseliger Körper. Aber dafür kontextuell recht sauber.

Hochje, wie negativ das doch jetzt wurde. Schnwupps zurück zur Taumelei. Schwöre, wallah wallah und das zum Zwecke, Zucker fließe. Das Baby ist satt, die Mami wohl auch. Ich las und bin jetzt am Kugelschreibertinte (Ist das Tinte?) verbrauchen. Ein bis zwei Leser gibt es ja vielleicht noch, die sich an den törichten Worten des hier kundtuenden Wortlings erfreuen oder der Freundschaft halber noch hier sind. Inzwischen wurde nun auch eine kleine Käseglocke herausgebracht. Platz für Neues, für Wachstum wird geschaffen. Bald wird auch sie Bauchübungen machen; ganz wie die großen Käseglocken das machen dürfen.

Das Kaffeebehälterlein ist nun wieder beinahe leer und es legt sich das Nachmittagsbehagen auf Tische, Stühle und die großmütterlichen Zuckerdosen. Quarktorte und ein Espresso von Caffe e Ricambio steigen in die Luft, schmeicheln ihr und sättigen sie. Die Seele ist saturiert und kitzelt mich von innen. Die geruchsmarmorierte Dissonanz weicht und symbiotische Aromen und Düfte berieseln das atmosphärische Kolorit des rosafarbenen Raums. Florale Tapete rechts, satte Lichterflut links. Die Sonne versteckt sich nunmehr nicht in den Tropfen, sondern hat die Importanz ihrer Magie wiederentdeckt. Der Parvenu ist siegreich herangewachsen und nährt nun sein Publikum mit spätsommerlicher Geborgenheit.

Das Quarktörtchen verputzt, der Espresso kitzelt die Zunge noch im Nachgang. Auch das wird vergehen. Das Baby wird sich bald selbst versorgen können, die Mutter loslassen müssen. Oktober wird gewesen sein und freilich auch November. Und wenn im Advent dann das bedachte Lichtlein brennt, gibt es sicher auch wieder irgend eine Performance Art, die mit Vernissagen und Sektempfängen den Sehnerv der Zeit treffen und ihm mentales Futter in den Rachen stopfen. Aber nur, wenn die Vorführung minimalistisch und schlicht gehalten ist, sonst nicht. Sonst ist kacke.

Ende des Vorgehenden

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