// Heute Abend schon wieder nur Askäse, Mami?
Im gutgegliederten Siebträger-Tropfrhythmus schlägt mir die wolkenlose Wolkendecke bedrückend auf die Nieren, oder was bei hohen Temperaturen eben sonst noch so strapaziert wird. Waren das nicht Nieren? Oder war das bei Fröschen? Ja, sogar die Vitrine schwitzt heulend alte Seachantys bei diesen schwülen (#Umlautachtsamkeit) Wettereien. Es friemelt der Mittwoch doch so bräsig am Hosen-Reißverschluss des Donnerstags. So lustlos wie der Aktivator bemüht sich der Devotor sein gelegentliches Grinsen so lusterfüllt wirken zu lassen, wie der Fuchs am Namenstag des Pokémons Vulpix. Kindliche Naivität lässt diesen Satz niedlich klingen, während der Erwachsene Vulva (ähnliches auch bei genuscheltem wohl wahr) hört und ekelhaft kichert. Mann grüßt Mann. Und ein dritter Mann grüßt auch. Hände werden geschüttelt. „Männer, 9h30 also, hm?“, sagt einer der Mannen, womit er die terminliche Absprache wohl nochmals aufgreifen will, da es bereits exakt 10h26 ist. Die zwei Anderen zucken mit den Schultern und nicken träge. Dann ist ja alles soweit geklärt. „Ich arbeite bei FinCompare.“, antwortet ein Gast auf meine Warten-bis-der-Kaffee-durchgelaufen-ist-Frage. Es geht um Geld und Dinge, die anderen Dingen einiges voraushaben, jemandem bessere Konditionen verspricht und dadurch irgendwo sicher auch zwei Hundewelpen und zwei Hektotonnen Regenwald für ihn gerodet werden – um einfach mehr Platz für seinen Invest zu machen, da stört das eben. „Mit Streusel?“, frage ich das winzig kleine Persönchen, das sich pikiert vor mir auftut. „Aber schau doch mal, du Hanswurst. Ich bin klein und fünf Jahre alt – das sind sooo viele Finger, eine ganze Hand voll also.. wow! Weiß das Mami? Naja. Was ich sagen will: Natürlich will ich extra Zucker-Bunt und Streusel-Knubbel auf mein Eis! Komm mir bitte nie wieder mit so einer lächerlichen Anfrage, du Pupsknödel.“, sagt sie, nimmt ihr Eis und lässt die Mama zahlen. Derweil fließen heiße Vibrationen aus den Boxen. Alice in Chains, Benjamin Starshine und The Animals. Ich fühle mich im Gefüge des Californication-Spirits gut aufgehoben, dadurch mighty special und tanze schweigsam mit. Leute, Menschen und People treiben am Laden vorbei. Schauen, zwangsumwärmt, recht dröppelig aus. Aber besser sie schauen draußen dröppelig als hier drin. Dröppelig macht müde und noch wärmer, also drop the dröppelig und entscheidet euch. Immer wieder, nun und dort, erwacht der Wunsch, dass sich die Leute nichts bestellen und sich mit einem zufriedenen Gesicht hinsetzen, 20-30 Minuten schnacken und dann wieder gehen, mit Worten wie „Lassen sie sich nicht stören“ oder „so unaufgebrüht sieht der Kaffee sowieso viel hübscher aus; und riecht auch noch besser“. Mir kommen da passendermaßen die wundervollen und zart gehauchten Worte Black Joe Lewis‘ & The Honeybears in das Sinnlein: „Bitch, I love you!“ 16h15 strawanzt Feierabend einläutend vorbei. Zumindest für die in bodenständigen Jobs. Wo Zeiten geregelt sind und zur Frühstücks- und Mittagspause Filterkaffee mit etwas Milch, aus der längst amortisierten WMF-Maschine, bestellt wird. Am besten sogar noch H-, respektive Kondensmilch. Frischmilch wirkt aufgesetzt, schnörkelig und zeitgemäß. Auch kein Cold Brew, weil, wir sind uns da doch einig, das Filterkaffee vom Vorabend ist, der gekühlt wurde. Alte Regel auch hier: Wenn was abgestanden schmeckt, bewirkt Kühlung wahre Wunder. Siehe Rotwein, Cola oder eben Kaffee. Herrje und da muss dann auch keine Kaffesortiment-Exegese vollzogen werden, weil der Eine dem Anderen um 2 ½ Partikel Milch überlegen ist und dabei selbst der Kaffee-Connaisseur, im ersten Lehrjahr seiner Schreinerlehre, das durchlauchte Näschen rümpft. Cortado ist…; Espresso-Macchiato ist…; Espresso mit Milch ist…; Cappuccino mit weniger Milch ist…; Mehr Espresso mit mehr Milch als beim Cappuccino ist.... Wirkt mir, als wäre da ein eindeutiger Angebotsüberhang. Ich sage nicht, dass Filterkaffee mit 16% Kondensmilch die (Café) Créme de la (Café) Crème ist (bin ich ganz von alleine drauf gekommen), aber stark verändern wird sich jemandes Lebenslage wohl auch nicht. Und für die pedantischen Kaffeehochkultur-Fetischisten, die jetzt „Doch!“ blöken sei gesagt, dass sie erstens falsch liegen und seconde, ihre Prioritäten scheinbar am Wesentlichen vorbei gehen und diese eventuell im Wesentlichen überdacht werden sollten, wenn Kaffeegustatorik so immanente Einschläge in eines Leben hat. Einem jungen Knaben empfehle ich auf Anfrage, was denn bei dem Wetter zu empfehlen sei, die Eiswürfel zum Lutschen, die wir seit heute wieder im Regal führen. Zwei der Lutschbolde würde ich ihm für 15 Cents verkaufen. So scherze ich scherzend, wobei der Humor auf eine dem Scherze wohlgesonnene Miene trifft und wir beide einfach so weiterleben.
Andere Gäste bringen andere Themen. Und andere Themen bringen neue Gedanken. So lauten sicher die Zeilen auf irgendeiner Getränkekarte im deutschsprachigen Raum. Schwör. Und so geht es nun auch um das Aufstellen separater Streuer mit Gluten und Laktose darin. Für all die, deren veganer Mud-Pie doch im Geschmacks-Nirvana des Kontemporären hängen geblieben ist. Auch, so die Aufforderung, sollten glutenfreie Speisen nur noch ausgehändigt werden, wenn der Nachweis einer nicht länger als zwei Jahre zurückliegenden Gastroendoskopie (samt Geburtsurkunde) vorgezeigt wird. Falls nicht, soll bitte ein tolerantes Café aufgesucht werden, das mit Intoleranz umgehen kann. Ein quid pro quo des Lebens. Vorlieben können hier dann leider nicht berücksichtigt werden.
Zudem wurde nun auch endlich ein Begriff für die „creative peoples“ gecoined. „Creaples“ sind es schlussendlich geworden. Hyper fett. [Deutsche sowie englische Phonetiker werden hier hoffentlich schnell ein Notfall-Buddenbrooks, einen Erste-Hilfe-Hesse oder die renommierte Miller-Milch (bin ich ganz von alleine drauf gekommen) irgendwo herumliegen haben]. Anglizismen soweit verfremden und abbreviieren, dass sie jetzt auch wirklich komplett beschissen klingen und Omma wieder in ihren Monolog-Modus umswitchen darf. „Es war doch und vor allem sonst was konnte man, weil was damals schon und besser rund als eckig und wer wird denn auch noch? Huiuiui. Am besten aber mit Kondensmilch!“ Ja Omma, ich weiß. Und dein Nudelwasser kocht ja auch schon wieder und überhaupt über.
Bei all dem und dies, dem Tönen und Eindrücke sammeln fällt mir auf, dass der Café-Besitzer (m/w/d) unerlässliche Vertrauensperson ist (talking inhaber(m/w/d)-geführte Cafés). Das Menschentum verlässt sich auf diese Konstante, diesen Genussverursacher (m/w/d) und Schwelgemeister (m/w/d). Ein Aufmuntern ist hier gestattet und wird auch gefordert. Barista (beinhaltet schon alle Geschlechter; für alle Pupsknödel) verpflichtet und besonders bei der Stammkundschaft, die sich vor dem Ärger des Alltags flüchten möchte, Diverses bestellt und gleichwohl auch verköstigt. Positivismus steckt in jedem Schluck und Freude in jedem Happs des Diversen. Unmut ist der zerebrale Cortex des Pessimismus und der soll an solch einem sonnigen Mittwoch doch wirklich nicht aufkommen. Dann lieber noch was von diesem gastroendoskopierten Mud-Pie (weil wir uns ja in der Gastronomie befinden).
Es gab da noch etwas, dass sich nicht einordnen ließ, aber erwähnt werden will:
- Wenn der Kaffeesatz die ganze Pointe verfärbt.
- Wenn es dem Kaffeesatz an Semikolons fehlt.
- Wenn der Kaffeesatz (s)ein Semikolon sucht.
- Wenn im Kaffeesatz ein Semikolon das Brustschwimmen lernt.